Die ev. Kirche in Weiterstadt: „Ein wieder entdecktes Kleinod“
Schon im 13. Jahrhundert muss an der Stelle der heutigen Kirche ein sakraler Bau gestanden haben.
Davon zeugt nur noch die kleine zugemauerte Rundbogentür neben dem heutigen
Seiteneingang an der Südseite der Kirche. Etwa 200 Jahre später entstand dort eine kleine Pfarrkirche,
von der bis heute der Chor und die Sakristei erhalten geblieben sind. Dort kann man an den spitzbogigen
mit gotischem Maßwerk gefüllten Fenstern die Entstehungszeit (Ende 15. Jh.) ablesen.
Ihr heutiges Aussehen erhielt unsere Kirche 1688, nachdem das alte Kirchenschiff abgerissen werden musste. So haben wir heute eine einschiffige Hallenkirche mit Langhaus, Chor und Sakristei. Im Chor befinden sich vier der oben erwähnten Spitzbogenfenster, außerdem eine flache vergitterte Wandnische rechts, in der sich die Taufgerätschaften befinden und eine kleine Fensteröffnung. Nicht zu vergessen die Tür zur Sakristei mit ihrer spätgotischen Einfassung. Eine geschwungene Treppe führt zur überdachten Renaissancekanzel. Diese besteht aus einem 6-seitigen Kubus, der auf einem kelchförmigen Fuß steht. Die Wände sind in Rundbogennischen mit ornamentalen Intarsien unterteilt.
1927 wurde die erste große Renovierung der Kirche vorgenommen. Die Flachdecken in Chor und Kirchenschiff erhielten dabei ihre heutige Bemalung mit floralen Mustern. Außerdem legte man Wandmalereien im Chor frei, die aus der mittelalterlichen Bauphase stammen und unter einer dicken Putzschicht verborgen waren. Sie sind relativ gut erhalten und zeigen die letzten Tage im Leben Jesu: Letztes Abendmahl, Jesus in Gethsemane, Verrat des Judas, Kreuztragung, Kreuzigung, Salbung des Leichnams durch die Frauen.
Zur Erstellung des Neubaus wurden damals einheimischen Handwerkern die Aufträge erteilt, und die Materialien wurden zum großen Teil aus der Umgebung bezogen (z.B. „eichen Holz“ aus Mörfelden, Büttelborn und „Danne Holtz“ aus Gräfenhausen).
Das genaue Datum zur Einweihung unserer Kirche findet sich als Inschrift auf der Taufschale wieder, die ein Darmstädter Goldschmied gestiftet hatte und die die Gemeinde heute noch benutzt.
(aus einem Gemeindebrief-Artikel von Heinke Spangenberg 2003)