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Kirche Gräfenhausen

Interessantes und Wissenswertes aus der Geschichte der Kirche zu Gräfenhausen
Gräfenhausen gehörte in der Zeit vom 6. – 8. Jahrhundert zur Mutterkirche Groß-Gerau.
Eine Martinskapelle in Gräfenhausen wird zwar erst zum Jahre 1310 urkundlich erwähnt,
ihr ältester Teil, der heute noch bestehende Turm, stammt aber aus der Zeit um 1200.
Darauf weisen die wuchtige Bauweise, die eigenartige Profilierung des steinernen
Türgewändes am Portal und vor allem die zwei und zwei gekoppelten Rund-bogenfenster der Glockenstuben hin.

Die ursprüngliche, mittelalterliche kleine Kirche aus dem 13. Jahrhundert war sehr eng und dunkel, in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) ruinös und baufällig. Sie wurde aber nach der Einführung der Reformation (1537) noch 270 Jahre lang weiter benutzt (bis 1807) und erlebte viele Reparaturen und Veränderungen. Deren bedeutendste fand im Jahr 1771 statt: eine Orgel aus der Werkstatt von Philipp Ernst Weegmann, Frankfurt am Main, wurde aufgestellt (eine frühere wird bereits zum Jahre 1729 erwähnt).

Kirche Gräfenhausen Kanzel

Im Jahre 1807 wurde die Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen. Acht Jahre lang haben die Pfarrer im Sommer den Gottesdienst unter einem Nußbaum im Kirchgarten und im Winter in einer Stube des Rathauses gehalten.

Im Jahre 1815 wurde das Kirchenschiff abgebrochen. Der Turm der alten Martins-kapelle blieb stehen; er ist noch heute unser Kirchturm und das älteste Bauwerk in Gräfenhausen.
Der schon für 1790 geplante Neubau nach den Entwürfen von Georg Moller (1784 – 1852, seit 1810 Großherzoglich Hessischer Oberbaudirektor) begann am 12. Oktober 1816 und unsere heutige Kirche wurde am 18. Juli 1818 eingeweiht.

Unsere Pfarrkirche ist die einzige Kirche, die Moller mit den Fresken neben der Kanzel, an der Orgelbrüstung mit Fries- und Grisaillemalerei des Darmstädter Hofmalers Josef Sandhaas schmücken ließ. Sie zeigen zur linken das biblische Motiv aus Markus 10, Verse 13 bis 16: „Lasst die Kinder zu mir kommen!“, und zur Rechten das biblische Motiv aus Lukas 2, ab dem Vers 41: „Der zwölfjährige Jesus im Tempel“.

Die Denkmalpflege urteilt über unsere Kirche so: „Wegen ihrer geschichtlichen und künstlerischen Bedeutung ist die Kirche mit ihrer Ausstattung als Kulturdenkmal zu erhalten.“

Der Friedhof
Der Friedhof war ursprünglich der Hof um die Kirche („Kirch-hof“ genannt), der Gottesacker für die Verstorbenen in ge-weihter Erde. Hier waren bis zur Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert die Toten aus Gräfenhausen und Schnep-penhausen beigesetzt worden. Die sehr frühe Verlegung nach außerhalb ließ im Kirchhof keinerlei Spuren seiner früheren Bestimmung zurück. Der Friedhof zwischen den beiden Stadtteilen ist bereits im Jahre 1612 an der heutigen Stelle nachgewiesen.

Die Glocken
Im Jahre 1662 wurde zum ersten Mal von dem Ankauf einer Glocke berichtet. Die Glocke von 1662 wog 307 Pfund und der Glockengießer aus Frankfurt gab schriftlich ein Jahr Garantie. Diese Glocke zersprang im Jahre 1745, eine neue hatte einen schlechten Klang und wurde durch eine dritte ersetzt.
Bereits 1768 mußte wieder eine neue Glocke angeschafft werden; ihr Durchmesser ist 88 Zentimeter, ihr Gewicht 440 Kilogramm. Sie hängt bis heute an ihrem Platz.
Eine zweite Glocke kam 1841 dazu und 1856 eine dritte. Diese beiden Glocken wurden im Ersten Weltkrieg (1917) abgeholt. 

Im Jahr 1925 wurden zwei neue Glocken gekauft, die dann 1941 im Zweiten Weltkrieg bei Nacht und Nebel abgeholt und eingeschmolzen wurden.

Die neuen Glocken, die seit dem Kirchweihsonntag 1952 unser Geläut vervollständigen, sind:
– eine Leihglocke aus der evangelischen Kirche in Pritter (Insel Wollin/Pommern), gegossen 1847, 215 Kilogramm schwer; sie trägt den Namen Heimatglocke.
– eine neue Glocke von 280 Kilogramm Gewicht, 1952 in Sinn gegossen. Sie ist den Gefallenen der Weltkriege 1914 – 1918 und 1939 – 1945 gewidmet und heißt Gedächtnisglocke für die Gefallenen.
Unsere drei Glocken haben das sogenannte Gloria-Geläut mit den Tönen a – h – d.

Die Kirche in Zahlen

Der Turm hat eine Grund-fläche von 4,5 mal 4 Meter, seine Höhe beträgt 36,70 Meter, einschließlich Wetterhahn.

Das Kirchenschiff ist 19 Meter lang, seine Breite ist 12,50 Meter.

Der Chor ist 6 Meter lang und 8 Meter breit. Es handelt sich um einen eingezogenen Rechteckchor, der die beiden Sakristeien beherbergt.

Dr. Günter Hoch
Pfarrer Hartmut Stiller

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